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S tädte - und G emeinderat 10/2022 24 GENOSSENSCHAFTEN L ändliche Räume verfügen gegenüber Städten zumeist über eine schlechtere Infrastruktur. Der demografische Wandel und der Wegzug junger Menschen sind dort besonders stark, wo Angebote fehlen. Die Antwort sind häufig Fördermittel oder staatlich finanzierte Infrastrukturprogramme. An- gesichts der Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskrieges in der Ukraine werden Fördermittel für kommunalpolitisches Handeln zu- künftig begrenzt sein. Neue und zusätzliche Wege zur Stärkung der Strukturen vor Ort sind erforderlich. Gemeinsam für die Region Ergänzend zum staat- lichen Handeln besteht eine Chance darin, dass ört- liche Netzwerke von Kommunen, Zivilgesellschaft und Unternehmen Versorgungslücken in Selbsthilfe füllen und ihre Lebenswirklichkeit in Eigenverant- wortung gestalten. Die Voraussetzungen dafür sind exzellent. InNordrhein-Westfalen sind 82 Prozent der Menschen der Meinung, dass ihre Region attraktiver wird, wenn Bürgerinnen und Bürger sie aktiv mit- gestalten 1 . Und die Menschen sind bereit, sich für Ärztehaus, Schwimmbad oder Dorfladen als Genossenschaft? Mit Genossenschaften können freiwillige kommunale Leistungen erbracht, das Engagement der Bürgerinnen und Bürger genutzt und erfolgreiche Standortpolitik betrieben werden ein besseres Lebensumfeld einzusetzen. Ländliche Räume verfügen hierfür über Standortstärken: Man kennt sich, persönliche Netzwerke sind belastbar, es gibt starke Vereine und eine stark entwickelte Ver- trauenskultur. Mit der Genossenschaft gibt es eine Rechtsform, die die Mitbestimmungsmöglichkeiten des Vereins mit der Effizienz von Unternehmen verbindet und so ein selbstragendes Bürgerengagement ermöglicht. Knapp 60 Prozent der Menschen in NRWkönnen sich vorstellen, Mitglied einer Genossenschaft zuwerden; für 22 Prozent ist es sogar vorstellbar, selbst eine Ge- nossenschaft zu gründen. Die Corona-Pandemie hat den ländlichen Raum at- traktiv gemacht für Menschen, die allein aufgrund ihres Arbeitsplatzes bisher an Ballungszentren ge- bunden waren. Auf diesen Zuzug ist der ländliche Raum mit seiner Infrastruktur nicht vorbereitet. Schon jetzt werden Genossenschaften dort gegrün- det, wo Versorgungslücken befürchtet werden. Beispiele sind Ärztezentren, Energieerzeugungsan- lagen, Kinder- und Altenbetreuungseinrichtungen, 1 YouGov Umfrage 2022, Genossenschaften in NRW DER AUTOR Daniel Illerhaus ist Abteilungsleiter für Kommunikation, Marketing und Politik beim Genos- senschaftsverband - Verband der Regionen Genossenschaften bieten viele Möglich- keiten für die Koope- ration von Kommu- nen, Zivilgesellschaft und Unternehmen FOTO: ANDREY POPOV - STOCK.ADOBE.COM