GENiAL 2-2018

2-2018 | GENiAL | 19 IM FOKUS | GENOSSENSCHAFTLICHE KIRCHENBANKEN – ETHISCH UND NACHHALTIG Menschen. Zum anderen investieren wir am Kapitalmarkt, wobei wir für unsere An- lagen seit über zehn Jahren einen Nach- haltigkeitsfilter einsetzen. Dieser fußt auf dem Leitfaden der Evangelischen Kirche in Deutschland und schließt zum Bei- spiel Unternehmen aus, die Waffen und Rüstungsgüter produzieren oder denen schwerwiegende Verstöße gegen Men- schen- bzw. Arbeitsrechte nachgewiesen wurden. Wir sind bundesweit aktiv, wer- den von knapp 4.000 Mitgliedern getra- gen – das sind überwiegend Institutionen aus Kirche und Diakonie – und zählen rund 36.000 institutionelle und private Kunden. Warum ist eine genossenschaftliche Kirchenbank aus Ihrer Sicht heute noch sinnvoll? Ein wichtiges Argument für die genos- senschaftliche Organisation ist sicherlich, dass wir auf einen langfristigen Erfolg und nicht auf Gewinnmaximierung ausgerich- tet sind. Wir sind keinen anonymen Kapi- talgebern verpflichtet. Fallen Gewinne an, bleiben diese Kirche und Diakonie erhal- ten. Das oberste Gremium, der Aufsichts- rat, besteht zum großenTeil aus Vertretern der kirchlich-diakonischen Eigentümer und Kundschaft. Unsere Mitarbeitenden ha- ben keine Absatzziele und verdienen auch nicht an einzelnen Geschäftsabschlüssen. Die reine Spezialisierung auf Kirche und Diakonie tut ihr Übriges. Die genossenschaftliche Organisa- tion feiert in diesem Jahr die 200. Wiederkehr des Geburtstages von FriedrichWilhelm Raiffeisen. Was ver- bindet Sie persönlich mit Raiffeisen? Ich bewundere seinen Pioniergeist und seine ethisch-christliche Haltung, die sein Handeln leitete. Er war überzeugter Protestant. Dies machte er 1878 erneut deutlich, als die Kreditgenossenschaften florierten und er in der ersten Ausgabe des von ihm herausgegebenen „Land- wirtschaftlichen Genossenschaftsblatt“ schrieb: „Wohl sind die Vereine dem Na- men nach in erster Linie Geldinstitute. Das Geld ist indes nicht Zweck, sondern Mittel zum Zweck. Es bietet das Binde- mittel zu einer dauernden Vereinigung…“. Er wollte seine Vereine nicht auf rein wirt- schaftliche Interessen reduziert wissen, vielmehr ging es ihm um eine bessere Zukunft für alle. Wie wird Ihre Bank das Raiffeisen- Jahr feiern? Bereits 2017 hat uns Professorin Dr. The- resia Theurl, Institut für Genossenschafts- wesen, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, im Rahmen unserer Generalver- sammlung auf das Jubiläum eingestimmt. Sie sprach zum Thema „Werte wagen: Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit“. Zu Weihnachten gab es für unsere Kunden ein Buch zum Thema. Die Evangelische Kirche im Rheinland, in deren Gebiet der Geburtsort Raiffeisens liegt, feiert das Jubiläum im Juni 2018 mit einer mehrtägigen Veranstaltung in Bonn, die wir über unsere KD-Bank-Stiftung fi- nanziell unterstützen. Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf der Diskussion neue- rer Entwicklungen von Genossenschaften, vor allem im Bereich der Sozialwirtschaft, und anderen Formen nachhaltigen und selbstbestimmten Wirtschaftens. Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bank für Kirche und Diakonie Dr. Ekkehard Thiesler über Raiffeisen und die Bedeutung einer Kirchenbank. Sehr geehrter Herr Thiesler, Sie sind Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Diakonie, einer von acht genossenschaftlichen Kirchenban- ken unter dem Dach des Genossen- schaftsverbandes. Wann und warum ist Ihre Bank entstanden? THIESLER: Unsere Gründung geht auf die 1920er Jahre zurück. Wir sind eine Ge- nossenschaftsbank, die von engagierten Menschen aus der Evangelischen Kirche und der Diakonie initiiert wurde. Aus den Vorgängerinstituten in Dresden, Münster, Magdeburg und Duisburg ist die heutige Bank für Kirche und Diakonie als älteste evangelische Kirchenbank in Deutschland hervorgegangen. Zu unseren Gründern zählt unter anderem Martin Niemöller, der streitbare westfälische Theologe, Wi- derstandskämpfer im Dritten Reich und spätere Kirchenpräsident der Evangeli- schen Kirche in Hessen und Nassau. Ziel war und ist es bis heute, die Rücklagen und Kapitalanlagen der Kirche als Kredite für diakonische Einrichtungen nutzen zu können. Einlagen, die wir nicht als Kredite auslegen können, investieren wir am Ka- pitalmarkt. Hier spielen nachhaltige Krite- rien eine entscheidende Rolle. Wie hat sich die KD-Bank bis zum heutigen Tag entwickelt? Unser Auftrag ist bis heute unverändert. Wir sorgen für einen kirchlich-diakoni- schen Finanzkreislauf. Das heißt, dass wir Anlagegelder verantwortungsbewusst in- vestieren. Zum einen finanzieren wir kirch- liche und soziale Projekte. Darauf sind wir spezialisiert. Über eine Milliarde Euro ha- ben wir in den vergangenen fünf Jahren als Kredite vergeben. Schwerpunkte sind Krankenhäuser, Altenheime und Hilfen für „Wir sorgen für einen kirchlich- diakonischen Finanzkreislauf“ Foto: KD-Bank/Andreas Buck

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