GENiAL 2-2018

2-2018 | GENiAL | 41 Sehr geehrte Frau Henkel, Sie sind mit 2,02 Metern Olympiasiegerin im Hochsprung von 1992, darüber hin- aus haben Sie 1990 EM-Gold gewon- nen und waren 1991WM-Erste: Wie hoch können Sie heute noch sprin- gen? Wie halten Sie sich fit? HENKEL: 26 Jahre und drei Kinder später geht da nicht mehr so viel. Vielleicht 1,40 m. Da die Verletzungsgefahr zu groß ist, liegt mein letzter Versuch über eine Latte zu springen, schon sehr weit zurück. Frü- her habe ich täglich trainiert und mein Trai- ningsprogramm bestand aus Sprungkraft- training, Sprints und reinem Krafttraining an der freien Hantel. Dieses Programm war speziell auf Hochleistungssport aus- gerichtet, also kein Training, um sich heu- te damit fit zu halten. Mein Fitnesspro- gramm ist auf jetzige Voraussetzungen, die sich ja mit zunehmenden Alter verän- dert haben, angepasst. Ich jogge zwei Mal in der Woche und mache noch zusätzlich Übungen zur Verbesserung meiner Stabi- lität und Beweglichkeit. Mir ist es wichtig, dass mein „Trainingsprogramm“ ausbalan- ciert ist. Sie haben 2000 Ihre Sportlerkarriere beendet. Was machen Sie heute? Ich gebe in Form von Vorträgen meine Erfahrungen aus dem Hochleistungssport weiter. Das sind Themen wie Motivation, Umgang mit Niederlagen und Stress. Aber natürlich auch der achtsame Umgang mit Körper und Geist. Als Mentaltrainerin un- terstütze ich außerdem junge Athleten da- rin, ihr volles Potenzial zu nutzen. Die kör- perliche wie mentale Gesundheit ist eine unbedingte Voraussetzung, um erfolgreich zu sein und die hohen Anforderungen im Hochleistungssport unbeschadet zu über- stehen. Dies gilt im Sport- sowie im Be- rufs- und Privatleben. Sie waren im März bei den Offe- nen Gesundheitstagen der Meine Gesundheit-Genossenschaft pro- minente Gastrednerin. Was kön- nen Sie Führungskräften für ihren Arbeitsalltag vermitteln? Ein gutes Vorbild zu sein, wenn es da- rum geht, achtsam mit seiner eigenen Gesundheit umzugehen, und die Mitar- beiter darin zu fördern, ebenfalls aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun. Eine Führungskraft sollte ein Auge darauf ha- ben, sich und ihre Mitarbeiter bei all der Arbeit, die erledigt werden muss, nicht zu überfordern. Sie sollte sich bewusst sein, dass Wertschätzung dem Mitarbeiter ge- genüber einen wichtigen Stellenwert hat, um Stress zu regulieren. Wenn man sich schon so sehr anstrengt, dann braucht man auch mal zwischendurch ein kleines Erfolgserlebnis oder zumindest ein Lob vom Chef. Welche Rolle spielt das Thema Acht- samkeit für Sie? Jeder sollte seine eigenen Grenzen ken- nen und ein Gespür dafür entwickelt, wie stark man seine Umgebung belasten darf. Leider ist uns das in der schnelllebigen Welt und angesichts des Tempos, mit dem wir durchs Leben rasen, abhandengekom- men. Deshalb ist es wichtig, ab und zu mal auf die Bremse zu treten, sich Zeit für sich zu nehmen und die Dinge wieder bewusster wahrzunehmen. Ruhig mal die Tür schließen und ein „Bitte nicht stören“- Schild an die Tür hängen, damit man sich wieder in Ruhe einer Aufgabe widmen kann. Achtsamkeit kann man lernen. Mit Kleinigkeiten, wie ein entspanntes Frühstück oder der Mittagspause wieder länger als nur zehn Minuten zu widmen. Man merkt ganz schnell den Unterschied, wenn man eine Strecke mal zu Fuß geht, die man bisher nur mit dem Auto zurück- gelegt hat. Man entdeckt plötzlich Dinge, die man vorher nicht gesehen hat. Man nimmt in solchen Momenten die Welt um sich herum ganz neu wahr. Die unscharfen Bilder, die beim Vorbeirauschen entste- hen, bekommen plötzlich Konturen. Das kann sehr erholsam sein. Wie entspannen Sie sich in stressi- gen Zeiten? Haben Sie einen prakti- schen Tipp für Manager? Ich achte darauf, regelmäßig in Bewegung zu bleiben. Das können Spaziergänge mit dem Hund oder auch sportliche Aktivitä- ten sein. Wenn es manchmal zu stressig wird, ziehe ich mich zurück und mache meine Lieblingsentspannungsübung, die Progressive Muskelentspannung. Sie hilft dabei, muskuläre Verspannungen und mentale Anspannungen aufzulösen. Mit meinem Download kann ich diese Tech- nik überall durchführen. Oder eine kleine Achtsamkeitsübung. Das hört sich viel- leicht lustig an, aber für mich ist es zum Beispiel das Wäschefalten. Vorausset- zung dafür, dass es funktioniert, ist, dass man seine ganzen Sinne dabei einsetzt und ihnen nachspürt. Dies gilt natürlich grundsätzlich für alle Dinge, denen man mit mehr Achtsamkeit begegnen möch- te. Welche Entspannungstechnik oder welche Tätigkeit man für Achtsamkeits- übungen wählt, ist natürlich individuell unterschiedlich. Da muss man am Anfang schon ein bisschen ausprobieren, bis man das Richtige für sich entdeckt hat. Etwas Geduld benötigt man allerdings auch, um eine Veränderung wahrnehmen zu kön- nen. Weitere Informationen: www.mgg-eg.de BUNDESLAND-SPEZIAL | NORDRHEIN-WESTFALEN Fakten über Meine Gesundheit- Genossenschaft eG (MGG) Gründungsjahr: 2016 Mitgliederzahl: 10 Zweck der Genossenschaft gemäß Satzung: a. die Beratung mit Bedarfsanalyse und Entwicklung passgenauer Angebote mit Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen im Gesundheitswesen zur Einrichtung von betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) und Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) in den Geschäftsbetrieb und Prozessbegleitung für Unternehmen und andere Institutionen b. das Angebot und die Ver- mittlung der unter a. aufge- führten Leistungen. c. sowie ergänzende Dienst- leistungen und Geschäfte. SAVE THE DATE 17.05.2018 Gründungsversammlung der Schülergenossenschaft GoFit eSG im Paul-Ehrlich- Berufskolleg der Stadt Dortmund (PbeK). 18.05.2018, 13.00–18.00 Uhr Führungskräfte-Workshop „Auf dem Weg zu mehr mentaler Stärke“. 24.09.–01.10.2018 „3 Länder, 7 Tage, 144 Ki- lometer – Achtsame Alpen- überquerung zu Fuß“, ge- meinsam mit Heidi Nickel, Vorstandsvorsitzende der MGG, und Heike Henkel. Foto: FalcoWübbecke

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