Trendstudie: Aufbruch in die WIR-Ökonomieoekonomie

25 Unser Auftrag ist die Organisation der Bürgerbeteiligung. mit nur 12 Prozent der Neugründungen schlecht ab. Von den heute rund 1.750 Bürgerenergiegesellschaften wur- den mehr als 1.000 zwischen 2009 und 2016 gegründet (vgl. Kahla/Holstenkamp et al. 2017: S. 12 f.), in den letzten zehn Jahren waren es allein rund 800 Energiegenossen- schaften. Zuletzt (2021) kamen noch 29 hinzu (vgl. DGRV 2021b). Die fast 900 Energiegenossenschaften haben zusammen fast 3,2 Milliarden Euro in die Energiewende investiert. 80 Prozent haben in die Stromerzeugung aus Photovoltaik, 30 Prozent in Strom aus Windkraft investiert. 19 Prozent betreiben ein lokales Wärmenetz, 36 Prozent liefern Strom, 11 Prozent betreiben Speicher, 15 Prozent haben in Energieeffizienz investiert (vgl. Janzing 2021). Die Voraussetzungen für die Zukunft sind Umfragen und neuen Entwicklungen zufolge gut: Die genossenschaftli- che Idee stößt bei den meisten Deutschen auf große Re- sonanz und Zustimmung. Eine große Mehrheit denkt po- sitiv über Genossenschaften als Akteur und Treiber einer nachhaltigen, solidarischen und effizienten Wirtschaft. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) sehen in Genossen- schaften eine Unternehmensform mit Zukunftspoten- zial, drei Viertel (76 Prozent) sehen in ihnen sogar einen zentralen Problemlöser für die Gesellschaft. Mehr als 80 Prozent (84 Prozent) sind der Auffassung, dass Regionen attraktiver werden, wenn sich die Bürger vor Ort stärker engagieren (vgl. YouGov 2022). Genossenschaften als Treiber der Wirtschaft Vor allem in ländlichen Regionen ist die genossenschaft- liche Organisationsform in Zukunftsmärkten wie Energie und Klima, Mobilität, Digitalisierung, Gesundheit, Pflege und Wohnen ein innovativer und erprobter Lösungsansatz. In den letzten 20 Jahren kam es zu etlichen Neugründun- gen von genossenschaftlichen Nahversorgern im ländli- chen Raum, zu denen auch lokale Versorgungsformen wie die Dorfläden gehören (vgl. Kienbaum 2015: 103 f.). Einen vergleichbaren Trend gibt es beim Thema Wohnen. Die Vermietung von Wohnungen gehört zu den klassischen Aufgabenfeldern von Genossenschaften. Über zwei Drittel (69 Prozent) der seit 2000 gegründeten Wohnungsgenos- senschaften wurden zwischen 2007 und 2013 gegründet (vgl. ebd.: 105). Heute haben die rund 2.000 Wohnungs- genossenschaften ca. 2,2 Millionen Wohnungen im Be- stand, in denen rund fünf Millionen Menschen wohnen. Eine vergleichsweise niedrigere Gründungsdynamik ist für den Gesundheitsbereich zu verzeichnen. Seit 2007 wur- den bis 2013 mit 21 Neugründungen pro Jahr aber auch hier mehr Genossenschaften gegründet als zwischen 2000 und 2006 mit durchschnittlich vier Neugründun- gen (vgl. ebd.: 107). Die Bandbreite der Gründungen ist dabei groß und geht von Ärztehäusern, Praxiskooperati- onen und -nachfolge über Finanzdienstleistungen, Da- tenverarbeitung und Telematik bis zu Kooperationen von Apothekern und in der Pflege. Sehr dynamisch verlief die Gründungsentwicklung im Energiebereich. Nach elf Energiegenossenschaften im Jahr 2007 wurden bis 2013 im Schnitt 120 Energiegenos- senschaften jährlich gegründet. Die neuen Bundesländer schnitten trotz guter Standortbedingungen (starke Winde, viele Sonnenstunden, landschaftlich geprägte Regionen) GREGOR AHLER

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