Trendstudie: Aufbruch in die WIR-Ökonomieoekonomie
37 Als Antwort auf die Wegwerfmentalität in der Gesellschaft entwickeln sich zunehmend neue Geschäftsmodelle im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Europa soll nach dem Wil- len der EU zum Vorreiter klimafreundlicher Lieferketten werden und u.a. die Produkt-Nachhaltigkeitsregeln aus- weiten. Der Recycling-Markt steht vor einem Durchbruch. Aktuell werden weniger als 40 Prozent des Elektromülls in Deutschland zurück in den Materialkreislauf gebracht (vgl. Bocksch 2022). Die Lücke für künftige genossenschaft- liche Modelle ist vorhanden: Laut einer Umfrage haben bislang zwar nur rund 13 Prozent der Deutschen ein Re- furbished-Gerät (Secondhand) gekauft, jeder Zweite kann sich aber den Kauf eines gebrauchten Gerätes in Zukunft vorstellen (vgl. Bitkom 2022). Der Megatrend Mobilität beschreibt ein neues, multimo- biles Zeitalter und führt zu neuen Mobilitätsformen, wel- che die räumliche Flexibilität der Menschen erhöhen und gleichzeitig die Sehnsucht nach dem Lokalen, nach Orten zum Ankommen und Verweilen, steigern.Vom Wunsch nach Entschleunigung kann der ländliche Raum profitieren. Aber auch bedarfsgerechte und bezahlbare Mobilitätslösungen sind eine wichtige Voraussetzung, die darüber entschei- den kann, ob Arbeiten und Wirtschaften auch fern von Städten möglich sind. Mobilitätslösungen wie Carsharing, Fahrrad und Apps, die das Teilen von Fahrzeugen ermög- lichen, sowie (autonom fahrende) Bürgerbusse sind auch im ländlichen Raum denkbar. Potenziale und Lösungsmuster Der Umbau der Energieversorgung erfordert dezentrale Strukturen. Im Zusammenspiel mit den Kommunen ist die Beschleunigung der Energiewende für Genossen- schaften eine historische Chance, welche den Boom der letzten 20 Jahre übertreffen könnte. In nur acht Jahren, von 2008 bis 2016, stieg die Anzahl der Bürgerenergie- gesellschaften und Energiegenossenschaften von 147 auf 1.024 steil an (vgl. Kahla et al. 2017). Beispiele wie das energieautarke Dorf Feldheim in Brandenburg können Schule machen, weil sie Unternehmen, Haushalte und Kommunen dezentral mit regenerativer Energie versor- gen. Projektpartner ist dort u.a. die Agrargenossenschaft Fläming eG. Die Beschleunigung des Ausbaus der erneu- erbaren Energien führt zu neuer lokaler und kommunaler Wertschöpfung und Bürgerbeteiligung. Heute sind be- reits knapp 300.000 Personen im Bereich der erneuer- baren Energien beschäftigt (vgl. BMWi 2021b). Mit über 30 Prozent macht der Sektor den derzeit größten Anteil bei den Einkommenskombinationen von landwirtschaft- lichen Betrieben aus (vgl. Statistisches Bundesamt 2021). Im Bereich der Kreislaufwirtschaft ergeben sich neue Ge- schäftsmodelle bspw. für Textil-, Bürger- und Reparaturge- nossenschaften. Der gesellschaftliche Bewusstseinswan- del, dass bspw. Solarenergie auf dem Dach zum „neuen Normal“ gehört und sich für die Umwelt wie den eigenen Geldbeutel lohnt, wird sich durchsetzen. Mobilität entscheidet in Zukunft über die Lebensqualität des ländlichen Raums. Autonomes Fahren kann für länd- liche Regionen ein echter Gamechanger werden. Das Engagement rund um das Thema E-Mobilität (Ladesäu- len und Carsharing mit Elektrofahrzeugen) wird stärker. Zwischen Dörfern verkehren vielleicht schon bald auto- nom fahrende Bürgerbusse. Nachhaltige Mobilität wird zum strategischen Geschäftsfeld für Genossenschaften. Viele Menschen ziehen aus der Stadt zu uns aufs Land und wollen nachhaltige Mobili- täts- und Energielösungen. Wir müssen Teil der Transformation sein und uns an die Spitze stel- len. Auf dem Land müssen wir Mobilität für alle fördern. Handlungsfelder und Lösungsmuster RALF KÖLBACH
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