Trendstudie: Aufbruch in die WIR-Ökonomieoekonomie

38 Die Megatrends Silver Society und Neo-Ökologie machen die Nahversorgung in den ländlichen Regionen zu einer zentralen Zukunftsfrage. Infolge des Krieges in der Uk- raine ist ein neues Bewusstsein für die Gefahr einer zu großen Abhängigkeit von Agrar- und Futtermittelimpor- ten entstanden. Die ortsnahe Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs stellt viele ländli- che Regionen vor Herausforderungen. Angebote wie Le- bensmittel- und Hofläden haben neben der Versorgung auch eine soziale und ethische Funktion. Durch steigende Energiepreise und den Ausbau der erneuerbaren Ener- gien wird lokale und regionale Wertschöpfung wichtiger und interessanter. Künftige Versorgungskrisen können zu einem Ausbau lokaler Produktion und mehr regionaler Landwirtschaft führen. Vor Ort und naturnah produzierte Lebensmittel stärken die lokale Wirtschaft und sind Aus- druck für ein steigendes Gesundheits- und Ernährungs- bewusstsein. Das Thema Landwirtschaft wird vor allem für die Jüngeren ein (Über-)Lebensthema. Die Debatte über gesunde Lebensmittel und ihren klimaschonenden Anbau wird zunehmend ethisch geführt („Teller,Tank oder Trog“). Nachhaltige und fair erzeugte Lebensmittel werden zum Zukunftsthema. Verfügbarkeit und Vertrauen durch nach- vollziehbare Lieferketten werden zum Vorteil gegenüber Discount und Delivery. Für die bestehenden 1.000 Waren- und Dienstleistungs- sowie Agrargenossenschaften ist dies ebenso eine Chance wie für neue Genossenschaften. Potenziale und Lösungsmuster Globale E-Commerce-Unternehmen zeigen das enorme Potenzial des Online-Handels auf. Regionaler Anbau, Di- rektvertrieb und Ökolandwirtschaft stellen für Genossen- schaften nachhaltige Chancen dar. Die deutschlandweit mehr als 300 Dorfläden versorgen die lokale Bevölkerung mit notwendigen Lebensmitteln, sind ein Treffpunkt für alle Generationen und erhöhen die soziale Attraktivität vor Ort. Es gilt, zusätzliche und neue kooperative Modelle der Nah- versorgung zu entwickeln, um die regionale Versorgung weiter zu stärken. Digitale Direktvermarktungsplattformen und Apps können dabei helfen, genossenschaftliche An- gebote und Produkte überregional zu positionieren. Ein innovatives Beispiel ist Genussland (siehe genussland. at) – eine Plattform zur Vernetzung von Landwirtschaft, verarbeitenden Gewerbebetrieben, Tourismus, Gastrono- mie und Beherbergungsbetrieben in Oberösterreich. In Deutschland ermöglicht die RegioApp (siehe regioapp. org) bundesweit eine Umkreissuche nach regionalen Di- rektvermarktern, Gastronomie, Dorfläden, Lebensmittelein- zelhändlern mit regionalen Produkten, Wochenmärkten etc. Wochenmarkt24.de und die Münsterländer Bauern- box sind weitere innovative Beispiele, die regionale Pro- dukte vermarkten. Das Modellprojekt Mobiler Dorfladen der österreichischen Gemeinden der Steinwald-Allianz verbindet alle Elemente einer Nahversorgung der Zukunft: regionale Produkte, flexible Öffnungszeiten und digitales Bestell- und Liefersystem (siehe steinwald-allianz.de/pro- jekte/mobiler-dorfladen). Nahversorgung und Landwirtschaft 4 Wir wollen unser Geschäftsmo- dell mithilfe der Digitalisierung effizienter machen und so mehr Zeit für unsere Kunden haben. In Zukunft kommt es auf die Kombination technischer Kom- petenz und Menschenkenntnis vor Ort an. Handlungsfelder und Lösungsmuster STEFAN LOHMEIER

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