Trendstudie: Aufbruch in die WIR-Ökonomieoekonomie

40 Mit und nach Corona kann der Megatrend New Work zu einer neuen Aufbruchsstimmung führen. Die Arbeitswelt wird anspruchsvoller. Statt um Statussymbole und Gehalt geht es um das Team, die Identifikation mit dem Unterneh- men und die Frage, gemeinsam etwas bewirken zu können. Neben sozialen wirken sich auch kulturelle Angebote auf die Attraktivität und Lebensqualität aus. Kulturarbeit för- dert den Zusammenhalt und öffnet neue Wege der Kom- munikation in den Regionen. Es geht darum, regionale Identität und Kultur mit neuen Ideen und Zukunftsthemen zu verbinden. Entscheidend für eine progressive Regional- entwicklung sind transistorische Architekturen: Das alte Fachwerkhaus wird zum modernen Design-Gebäude, die Schule erhält eine Öko-Architektur – es sind intelligente Provokationen, die das alte Idyll kreativ stören und eine produktive Spannung zwischen Tradition und Moderne im ländlichen Raum erzeugen. Regionen werden in Zukunft auch zu digitalen Reso- nanzräumen. So macht die Künstlerkolonie Fichtel- gebirge, ein digitales Netzwerk von Kreativunterneh- men, Menschen und deren kreative Leistungen sicht- bar, um in Kontakt mit möglichen Partner:innen zu kommen. Das Leistungsspektrum umfasst Kunsthand- werk, Malerei, Fotografie, Design, Webdesign, Musik und Kreativpädagogik (siehe kueko-fichtelgebirge.de) . Potenziale und Lösungsmuster Das Potenzial im Kunstbereich für Kollektive, sich in Ge- nossenschaften zusammenzuschließen und finanziell un- abhängiger zu werden, ist groß. Künstlergruppen sind im Trend. So nehmen an der diesjährigen Documenta zum ersten Mal ausschließlich Kollektive teil. Künstlerkollektive werden zum zentralen Akteur für die kulturelle Transfor- mation des urbanen wie des ländlichen Raums. So setzt die in dieser Trendstudie vorgestellte Genossenschaft Freeters auf die Vermittlung von „Künstlerischer Intelli- genz“ als Voraussetzung von Künstlicher Intelligenz und versteht sich als eine neue Form der kreativen Unterneh- mensberatung. Aus Räumen werden Werkzeuge der Ins- piration. Auch im sozialen Bereich können Künstlerkollek- tive wirken und Akteure aus Bildung, NGOs, Altenheimen und Unternehmen verbinden. Der ländliche Raum ist vor Kulturarbeit 6 Die Kunst verbindet die Men- schen. Das Potenzial ist in allen Bereichen groß. Gemeinsam im Kollektiv erreicht man mehr. allem für „Artists in Residence“ interessant, weil er Natur und Ruhe bietet. Über Stipendien oder auf Einladung von Institutionen wie Galerien, Museen, Theatern oder Kunst- hochschulen können auswärtige Künstler:innen in einen Austausch mit Künstler:innen unterschiedlicher Herkunft treten.Verbunden werden kann dies mit dem Angebot von Wohnraum und Werkstatt bzw. Atelier, einer Künstlerre- sidenz. Berühmte Beispiele sind die Villa Massimo, das Schloss Wiepersdorf oder das Wiener Museumsquartier. Der Fachkräftemangel in öffentlichen Kunsteinrichtungen und -hochschulen kann für Künstlerkollektive eine Chance bedeuten, wenn offene Stellen auch von Genossenschaf- ten besetzt werden können. So hat sich Freeters mit ih- ren zwölf Gründungsmitgliedern und ihren unterschiedli- chen Lebensläufen auf eine Professorenstelle beworben. Handlungsfelder und Lösungsmuster MICHAEL SISTIG

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