Welche Aufgaben haben Sie als Nachhaltigkeitsbeauftragte?
Als Nachhaltigkeitsbeauftragte laufen bei mir die wesentlichen Fäden zur Nachhaltigkeit zusammen. Ich bin Ansprechpartnerin für die Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen. Ferner bin ich verantwortlich für die Informationsbeschaffung und trage diese zusammen. In unserem Unternehmen war vor unserem Nachhaltigkeitsprojekt zur Berichterstattung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) keine Nachhaltigkeitsstrategie vorhanden. Als neu ernannte Nachhaltigkeitsbeauftragte musste ich mich erst Informieren und Fachwissen zusammentragen, aber auch Projektschritte planen und umsetzen. Das Fachwissen konnte ich mir u.a. über den zertifizierten Nachhaltigkeitsmanager der GenoAkademie aneignen. Aber darüber hinaus ist der enge Austausch mit der Geschäftsführung wesentlich, denn Nachhaltigkeit sollte auch auf unternehmerischen Belange einzahlen. Der Austausch beschränkt sich dabei jedoch nicht nur auf die Geschäftsführung und auf die Projektgruppe, ich versuche auch Mitarbeitende im Thema Nachhaltigkeit abzuholen. Wie bei jedem Projekt spielt Kommunikation eine wesentliche Rolle, um den Umsetzungsmaßnahmen und Veränderungen im Unternehmen positiv und offen gegenüberzustehen und Nachhaltigkeit als wichtiges Kernthema zur zukünftigen Ausrichtung der Raiffeisen Centralheide eG zu erkennen.
Warum beschäftigt sich die Raiffeisen Centralheide eG mit der Nachhaltigkeit?
Wir sind zum einen von der CSRD-Berichtspflicht, also einer gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen. Darüber hinaus möchten wir uns als Unternehmen frühzeitig gut aufstellen. Dazu gehört insbesondere die Erarbeitung einer Datengrundlage, die in den kommenden Jahren weiter ausgebaut wird und unser Nachhaltigkeitsmanagement sowie auch unsere Berichterstattung bei der nachhaltigeren Entwicklung unserer Genossenschaft unterstützt. Es sind zudem natürlich auch weitere Interessensgruppen wie z.B. unsere Mitglieder, Kunden und Lieferanten und bei uns auch insbesondere die Region, die an einer nachhaltigeren Ausrichtung der Raiffeisen Centralheide ein berechtigtes Interesse haben. Nachhaltigkeit steht dabei nicht im Gegensatz zu wirtschaftlichen Zielen, so können beispielsweise Prozesse neu überdacht werden, Energie- und Ressourcenverbräuche dokumentiert und optimiert werden. Zahlen, Daten und Fakten sind dabei unerlässlich für die Glaubwürdigkeit. Es gibt also gute Gründe sich mit der Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens zu beschäftigen.
Wie setzt die Raiffeisen Centralheide eG die Anforderungen der Nachhaltigkeit um?
Die Anforderungen der Nachhaltigkeit an das eigene Unternehmen sind umfangreich. So sind nicht nur ökologische, sondern auch insbesondere soziale, ökonomische und auch Aspekte der Unternehmensführung zu berücksichtigen. Nicht alle Aspekte können im gleichem Umfang direkt und in aller Tiefe betrachtet werden. Es macht Sinn, sich erst einmal einen Status-Quo, beispielsweise durch den AWADO-Nachhaltigkeits-Check, zu erarbeiten. Der Anfang ist es, sich eine fundierte Datengrundlage zu beschaffen und diese fortwährend auszubauen. Als Handelsunternehmen sind wir mit unseren unterschiedlichen Geschäftsbereichen Agrarhandel, Energie, Tankstellen und Märkte sehr divers aufgestellt. Es gibt untereinander nur kleinere Synergien, eine Positionierung hinsichtlich der Nachhaltigkeit erfolgt für die Geschäftsbereiche größtenteils unterschiedlich. Dazu kommen unsere vielen Geschäftsstellen in der Region, diese sind wiederrum teils neu, teils aber auch schon älter, sodass auch hier unterschiedlicher Aufwand anfällt. Sei es die Investitionen in die Modernisierung der Gebäude und Anlagen, Installation von Photovoltaik für die Eigenversorgung oder auch der Wechsel auf LED-Beleuchtung.
Im sozialen Bereich haben wir Jobrad und Grippeschutzimpfungen eingeführt. Auch die Erweiterung der Benefits, hilft dabei Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen zu binden, das wiederrum zahlt auch auf die Zufriedenheit und auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ein. Zudem haben wir vor kurzem ein Ideenmanagement eingeführt. Die Ideen können direkt oder auch anonym eingereicht werden. Im Rahmen der jährlichen Betriebsversammlung haben wir zudem unser Nachhaltigkeitsmanagement vorgestellt, es werden auf einmal langjährige Prozesse aufgrund der Nachhaltigkeit neu hinterfragt und optimiert, so konnten wir beispielsweise jüngst den Papierverbrauch unserer Logistik bzw. auf dem Lager reduzieren. Weitere Umsetzungsmaßnahmen werden die weitere Digitalisierung unserer Prozesse und Logistik sein. Ferner werden wir verstärkt in die Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeitenden investieren.
Wie hat die Verbandsfamilie Sie in der nachhaltigeren Ausrichtung Ihrer Genossenschaft unterstützt?
Im Rahmen des Pilotprojektes hat der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. bzw. die AWADO Agrar- und Energieberatung GmbH uns dabei unterstützt, die Anforderung des Gesetzgebers und auch der unterschiedlichen Treiber für uns zu definieren. Darauf aufbauend wurde der AWADO-Nachhaltigkeits-Check mit uns durchgeführt, gemeinsam haben wir einen Status-Quo der Nachhaltigkeit erarbeitet. Auch beim Projektmanagement war die Unterstützung für uns sehr wichtig, da wir noch nicht über die Expertise verfügten, wie man ein Nachhaltigkeitsprojekt gestaltet und umsetzt. Gemeinsam haben wir einen stimmigen Projektablauf für die Raiffeisen Centralheide entwickelt. Derzeit sind wir in der DNK-Berichterstellung, auch hier hat die AWADO uns mit ihrem Feedback unterstützt. Unser aktueller Berichtsentwurf liegt mittlerweile beim DNK zur Prüfung. Wir werden aber auch darüber hinaus durch die Verbandsfamilie unterstützt, beispielsweise um die zusätzlichen Anforderung der CSRD-Berichterstattung umzusetzen, die bei der DNK-Berichterstattung noch nicht berücksichtigt wurden. Die Unterstützung und auch der Zugriff auf diese Expertise war und ist für uns sehr hilfreich.
Welchen Tipp würden Sie Genossenschaften geben, die sich der Herausforderung der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen?
Es ist wichtig Projektverantwortliche, also wie in meinem Falle zumindest eine Nachhaltigkeitsbeauftragte zu bestimmen und nicht nur fachlich zu befähigen, auch zeitliche Kapazitäten sind nicht zu unterschätzen. Als Nachhaltigkeitsbeauftragte ist es wichtig intrinsisch motiviert zu sein und auch von der Bedeutung der Nachhaltigkeit für das Unternehmen überzeugt zu sein. Gerade in den Anfängen muss viel intern recherchiert werden und geschaut werden, wo und bei wem die erforderlichen Informationen zu finden sind, da muss man manchmal ausdauernd sein. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein One-Man-Show, das war uns schnell bewusst. Wir haben einen Arbeitskreis gegründet, der Austausch des Arbeitskreises hat uns insbesondere in der Informationsbeschaffung enorm weitergeholfen. Ein abschließender Tipp: Es ist wichtig, sich mit den entsprechenden Anforderungen umfangreich vertraut zu machen -, bei uns war das Ziel vorerst der DNK-Bericht.