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Volks- und Raiffeisenbanken erwarten Umbruch beim Personal

  • 22.11.2024
  • Pressemitteilungen

Die Personalstruktur bei den 286 Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband e.V. steht vor einem qualitativen Umbruch: Rund 70 Prozent planen einer Umfrage zufolge, freiwerdende Stellen mit neuen Qualifikationen nachzubesetzen. Dabei könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) eine große Rolle spielen: 44 Prozent der befragten Bankvorstände erwarten, KI breit in der Bank einsetzen zu können – mit Blick auf einzelne Aufgabengebiete kommen Produktion (43 %) und Marketing/Vertrieb (35 %) auf die meisten Nennungen. 93 Prozent stimmen zudem der Aussage zu, dass durch die Automatisierung weniger anspruchsvoller Tätigkeiten dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann. An der Online-Befragung beteiligten sich im dritten Quartal 2024 knapp 70 Prozent der Mitgliedsbanken.

„Die Anforderungsprofile für Mitarbeitende verändern sich“, ordnet der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes, Ingmar Rega, die Ergebnisse ein: „Im Markt und in der Marktfolge übernehmen sie ausschließlich Aufgaben, denen menschliche Stärken zugrunde liegen. Automatisierbare Aufgaben übernehmen perspektivisch Algorithmen. Aber es braucht auch Menschen, die sich um die Digitalisierung und KI kümmern.“ Die Aussage „Gleichförmige, sich wiederholende Aufgaben wie die Bearbeitung von Kreditanträgen könnten ganz von KI übernommen werden“ bestätigen 89 Prozent der Befragten mit „stimme voll und ganz zu“, „stimme eher zu“ oder „stimme zu“. Dass KI Chancen zur Schließung von Personallücken bei Filialen in strukturschwachen Gegenden eröffnet, glaubt immerhin knapp die Hälfte der Bankvorstände. Tatsächlich wird neben dem Wandel im Kundenverhalten (57 %) der Personalmangel (52 %) bei weitem am häufigsten als Grund für die Zusammenlegung von Filialen angeführt.

In der quantitativen Betrachtung rechnet für die nächsten 3-5 Jahre ein Fünftel der Häuser mit einer wachsenden Belegschaft, 31 Prozent mit einem Rückgang. In letzterem spiegelt sich auch wider, dass 18 Prozent der Banken angeben, freiwerdende Stellen nicht nachzubesetzen bzw. Stellen einsparen zu wollen. Bei der erwarteten Entwicklung der Mitarbeitendenanzahl zeigen sich Unterschiede nach Größenklassen: So planen 36 Prozent der Banken bis zu einer Bilanzsumme von 250 Mio. Euro mit einer wachsenden Mitarbeitendenzahl, weitere 50 Prozent mit einer konstanten. Demgegenüber erwartet von den Häusern mit mehr als 2,5 Mrd. Euro Bilanzsumme knapp die Hälfte einen Rückgang und lediglich 9 Prozent einen Zuwachs. „In dieser Größenordnung spielt eine bedeutende Rolle, dass hinter den betreffenden Banken in aller Regel eine Reihe von Fusionen liegen und sie nun zum Beispiel in Stabsfunktionen und anderen zentralen Bereichen keinen Nachbesetzungsbedarf haben. Sie können vielmehr die natürliche Fluktuation für Einsparungen nutzen“, erläutert Rega. In der Summe erwartet er eine leicht rückläufige Zahl der Beschäftigten bei den Mitgliedsbanken: „Angesichts des Fachkräftemangels werden wir vor allem einen Umbau erleben.“

Bestreben, neue Qualifikationen zu integrieren, ist klar erkennbar

Das Bestreben, neue Qualifikationen zu integrieren, ist bei der Besetzung freiwerdender Stellen quer durch alle Größenklassen klar erkennbar – und zwar mit der Größe kontinuierlich zunehmend: Vor allem große Häuser besetzen freiwerdende Stellen mit Personen mit einem neuen Anforderungsprofil nach – 76 Prozent der Banken über 2,5 Mrd. Euro. Bei den kleinen Häusern mit einer Bilanzsumme von bis zu 250 Mio. Euro sind es 60 Prozent, die bei Nachbesetzungen neue Fähigkeiten ins Team holen. „In ihrer Entwicklung zu mehr Effizienz, Größe und neuen Ertragsquellen wird der Kampf um die besten Spezialistinnen und Spezialisten mit neuen Kompetenzen mindestens ebenso heftig wie in den klassischen Bankberufen. Unter anderem werden als Folge der fortlaufenden Regulierung Fachleute für die Bereiche Meldewesen sowie Compliance benötigt. Gefragt sein wird auch Knowhow für Risikomanagement- und ESG-Expertise. Zugleich entstehen durch solche Berufsgruppen auch neue Erwartungen an die Banken als Arbeitgeber“, analysiert Rega. „Die Banken müssen sich darauf einstellen, indem sie in ihre Personalbereiche investieren und diese neu aufstellen. In der Regel sind die Personalbereiche noch zu sehr auf administrative Tätigkeiten ausgerichtet. Stattdessen sollte der Fokus zukünftig auf einem aktiven Personalmanagement, einer gezielten Personalentwicklung und – als Voraussetzung dafür – einer strategischen Personalplanung liegen.“

Neue Dimension: „Mitarbeiterbank“ erweitert klassisches Drei-Banken-Modell

Die Verbandsfamilie ist darauf eingestellt, diese Transformation umfassend zu unterstützen: In der GenoPersonalConsult (GPC) sind alle personalrelevanten Beratungsangebote verortet. Die Bildungseinrichtung GenoAkademie als Deutschlands größter genossenschaftlicher Bildungsanbieter ist darauf ausgerichtet, sämtliche Bankmitarbeitenden bis hin zum Topmanagement auszubilden. Mit dem GenoKolleg in Münster ist sie Träger einer vollwertigen Regelersatzberufsschule, die staatlich anerkannt ist. An der GenoAkademie werden auch Seiteneinsteiger weitergebildet wie Büro- oder Einzelhandelskaufleute sowie Vertriebler, die aus anderen Branchen kommen. „Notwendig ist ein ganzheitlicher Ansatz“, betont der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes. „Denn angesichts des umfassenden Wandels in zentralen Feldern des Bankgeschäfts ist ein integriertes Denken erforderlich, wenn es darum geht, Menschen genau dort in der richtigen Anzahl und mit der richtigen Qualifikation zu gewinnen, wo heute und in Zukunft der größte Mehrwert durch menschliche Leistung entsteht.“

So stimmen in der Umfrage 86 Prozent der Bankvorstände der Aussage zu, dass KI ihre Mitarbeiter bei analytischen Tätigkeiten, z.B. bei der Anlageberatung zur Auswahl passender Wertpapiere unterstützen könnte. Angesichts des großen Spektrums der möglichen Anwendungsfelder erkennen nahezu alle Vorstände (92%) die Notwendigkeit von Fortbildungen für die Beschäftigten, um den Umgang mit KI zu erlernen. „Um das richtige Personal zu gewinnen, zu binden und zu entwickeln wird das klassische Drei-Banken-Modell erweitert werden müssen“, lautet Ingmar Regas Fazit. „Perspektivisch wird die `Mitarbeiterbank´ als neue Dimension zu Produktions-, Steuerungs- und Vertriebsbank hinzukommen.“

Sprechen Sie hierzu gerne an:

Volker Hetterich Profil bild

Dr. Volker Hetterich

Pressesprecher Banken

  • 069 6978-3163

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